Volksbank Akademie

"Als Avatar zum Seminar - warum nicht?"

  • Seit November 2014 verantwortet Barbara Czak-Pobeheim die Geschicke der Volksbank Akademie. Seither hat sich bei der Ausbildung der Mitarbeiter viel getan. Blended Learning heißt das neue Zauberwort. Ein Gespräch über die neue Strategie, die Pläne für die Zukunft – und welche Rolle Virtual Reality dabei spielt.

    Als geschäftsführender Vorstand der Volksbank Akademie verantwortet Czak-Pobeheim mit ihrem Team die zertifizierten bankfachlichen Seminare inklusive Fit&Proper-Schulungen für die über 4.000 Mitarbeiter des Volksbanken-Verbundes. Sie leitete bei ihrem Amtsantritt einen klaren Paradigmenwechsel in Richtung Blended Learning ein, stellte eine nachhaltige Finanzierung mit den Stakeholdern auf und strukturierte das strategische Entscheidungsgremium, den Lenkungsausschuss, neu. Damit soll die Volksbank Akademie fit gemacht werden für die Disruption mit digitalem Lernen.

    „cooperativ“: Sie sind seit nunmehr über zwei Jahren Vorstand der Volksbank Akademie. Was hat sich seither verändert?

    Barbara Czak-Pobeheim: In vergangenen Jahren hat unser Geschäftsmodell einen totalen Paradigmenwechsel erlebt. Früher hatte die Volksbank Akademie über 350 Seminarformate im Angebot, welche von rund 30 Mitarbeitern betreut und an die Volksbanken verkauft wurden. Diese Formate waren klassisch mit Schwerpunkt auf Präsenztrainings und ohne Zertifizierungspflicht. Die Ausbildungsdauer betrug durchschnittlich fünf Jahre und wurde oft mit internen Berufstrainern umgesetzt. Zusätzlich zu diesem Bildungsprogramm haben die regionalen Volksbanken eigene Aus- und Weiterbildungsangebote entwickelt. Als ausgebildete Wirtschaftspädagogin war für mich schon bei der Bestellung zum geschäftsführenden Vorstand der Akademie ganz klar: Hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Immerhin kenne ich den Volksbanken-Verbund nun schon seit über 20 Jahren und hatte dabei auch die Chance, als Geschäftsführerin des Ausschusses Planung, Budgetierung und Controlling beim Verbund gemäß §30a BWG mitzuwirken – bis hin zum Modell der acht starken Regionalbanken. Mein Ziel war es von Beginn an, gemeinsam mit meinem starken Team digitale Wissensvermittlung mit Blended Learning als Standard anzubieten.

    Die Volksbank Akademie hat sich trotz der Fusionen 2015 und 2016 als stabiler Bildungspartner etablieren können. Dabei bedeuten Zusammenschlüsse für alle Mitarbeiter sehr hohen Zeitaufwand und Stress. Wie haben Sie es geschafft, ihre Seminare trotzdem zu gewährleisten?

    Das war in der Tat eine große Herausforderung! Einerseits war da der Kosenfaktor für die mehrere Tage dauernden Präsenzseminare, andererseits gab es auch große Unsicherheit bei den Mitarbeitern, die vielfach nicht wussten, welche Funktion sie zukünftig in der Bank innehaben werden. Mir war es wichtig, mit allen Volksbanken eine zentrale, professionelle Aus- und Weiterbildung mit Standards für ganz Österreich aufzustellen. Erfreulicherweise sind alle wichtigen Volksbank-Manager in meinem wichtigsten strategischen Entscheidungsgremium, dem Lenkungsausschuss, vertreten. Im Dezember 2015 wurde dort mit einer neuen Vereinssatzung die Digitalisierungsstrategie beschlossen und eine nachhaltige Finanzierung für die Volksbank Akademie 3.0 sichergestellt. Als solche weist sie klare Alleinstellungsmerkmale im Verbund auf – etwa die umfassende Bankausbildung als Blended-Learning-Format, die Zertifizierung der internen Trainer und Prüfer sowie der Teilnehmer, aber auch Kosteneffizienz durch ein zentrales Seminar-Management sowie Qualitätssicherung. Die Volksbank Akademie stellt nun ausschließlich obligatorische Lehrgänge zur Verfügung. Unsere Wissensbilanz hat sich aufgrund dieser Vorgehensweise positiv entwickelt. Ein weiteres wichtiges Ziel war für mich und mein Team, die Grundausbildung für Neueintretende mit eigenen Volksbank-Mitarbeitern in vier Bildungsregionen zu starten, um den jeweiligen regionalen Spirit der Volksbanken sicherzustellen. Dazu haben wir gemeinsam mit einem externen Partner einen maßgeschneiderten Train-the-Trainer-Lehrgang aufgesetzt, der durch ein externes Audit zertifiziert wird. Und wir alle waren sehr stolz, als wir 2016 zwölf erfolgreiche Absolventen in die Trainercommunity aufnehmen konnten. Diese Erfolgsgeschichte hat dazu geführt, dass wir 2017 aufgrund der starken Nachfrage gleich zwei Durchgänge mit je 16 Teilnehmern ansetzten mussten.

    Wie funktioniert die neue digitale Ausbildung in der Akademie?

    Mittlerweile sind alle Mitarbeiter im Verbund auf unserer digitalen Lernplattform „Moodle“. Jetzt ist es wichtig, dass wir uns gemeinsam auf diesen digitalen Lernprozess einlassen und unsere Lernkultur vollkommen ändern: weg von einem Ausbildungsevent hin zu einem eigenverantwortlichen Ausbildungsprozess. Unsere Seminare laufen nicht mehr von Montag bis Freitag. Sie beginnen mit einer sechswöchigen Online-Phase. Dabei erfolgt eine virtuelle Gruppenbildung zum gemeinsamen Lösen von Aufgaben. Lernen passiert in didaktisch aufbereiteten, kurzen Fachsequenzen, die in Wissenschecks bei den Teilnehmern gesichert werden. Dieses Wissen wird anschließend in einer Präsenzphase von zwei bis vier Tagen mittels Praxisbeispielen intensiv geübt und angewendet. Abgeschlossen wir dieser Lernprozess durch eine vierwöchige online-begleitete Transferphase beim „Training on the Job“, in der die Nachbereitung des Gelernten mit Einzelübungen, Mentor und Abschlusstest erfolgt. Beim Blended Learning mischen wir also E-Learning mit Präsenztraining, somit profitieren die Teilnehmer einerseits von der sozialen Interaktion, können sich aber andererseits einen Großteil des Wissens flexibel über E-Learning-Formate aneignen. Die ersten zwei Kurse aus der Grundausbildung sind am 13. Februar gestartet. In diesem Jahr folgen noch 38 weitere. Dabei ist es mir wichtig, die Qualität in unseren Lehrgängen nicht nur zu halten, sondern ständig zu verbessern. Dazu gehören die ganz aktuell umgesetzte Integration von Verkaufs- und Produktschulungen sowie der zukünftige Ausbau von Online-Trainings und Apps, die orts- und zeitunabhängig in den Arbeitsalltag integriert werden können, um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen und die Mitarbeiter bestens für unsere Kunden weiterzubilden. Die ersten Auswirkungen werden wir bereits heuer durch einen überproportionalen Anstieg von Kursabsolventen in Online-Trainings erleben.

    Welche weiteren neuen Angebote können Sie sich vorstellen?

    Das Ziel für die nächsten Jahre ist es, den Lernfortschritt in Echtzeit zu verfolgen und neue, auf den Lernenden abgestimmte Übungsbeispiele automatisch vorzuschlagen. Somit hat der Trainer sofort den Überblick, wo die Lernpotenziale seiner Gruppe für die Präsenzphase liegen. Rollenspiele könnten dabei mit Hilfe von Cyberwelten und Virtual-Reality-Brillen geübt werden. Der Schulungsteilnehmer trainiert dadurch nicht nur Beratungsgespräche anhand von produktspezifischem Wissen, sondern auch seinen Sinn für Empathie. Das und vieles mehr wird die virtuelle Welt ermöglichen. Ich selbst habe schon eine VR-Brille getestet und war begeistert. Ich habe dazu auch schon eine Fülle von spannenden Ideen wie „Als Avatar zum Seminar“. Aber zu viel will ich dazu noch nicht verraten.

    Welche Herausforderungen sehen Sie dabei in den nächsten Jahren auf sich zukommen?

    Die Frage der ausreichenden Finanzierung ist hier sicher eine große Herausforderung. Und neben all den digitalen Maßnahmen ist es mir wichtig, auch die begonnenen Optimierungsprozesse in den Organisationsabläufen mit den Volksbanken fortzuführen. Mein ganz großes Ziel ist es, dass die Trainer und Prüfer, die Teilnehmer sowie die Stakeholder und mein Team stolz auf ihre innovative Volksbank Akademie sind.