Alle Achtung!

Die neue nachhaltige Veranlagung der Volksbank Vorarlberg

  • Petra Stieger

    Unter den Leitspruch „Wir geben Acht auf Ihr Geld – und auf die Welt“ hat die Volksbank Vorarlberg ihr gesamtes Veranlagungskonzept im Private Banking auf Nachhaltigkeit umgestellt. Bereichsleiterin Petra Stieger über die Hintergründe und Ziele.

    Genossenschaft und nachhaltiges Wirtschaften – das passt perfekt zusammen. Die Volksbank Niederösterreich Süd war mit ihrem Nachhaltigkeitskonzept der Pionier im Verbund, ihr Konzept wird nach der Fusion nun auch in der Volksbank Wien ausgerollt. Auch die Volksbank Vorarlberg geht jetzt den nachhaltigen Weg: Als erste Bank Österreichs setzt sie im Private Banking auf eine gänzlich nachhaltige Anlagestrategie. Dabei werden sowohl wirtschaftliche als auch ökologische und soziale Gesichtspunkte berücksichtigt.

    Um den Nachhaltigkeitsgedanken zu bekräftigen, hat die Bank die „Grundsätze für verantwortungsvolles Investieren“ (Principles for Responsible Investment, kurz: PRI) der Vereinten Nationen unterzeichnet. Damit setzt sich die regionale Bankengruppe für die Erreichung eines weltweiten nachhaltigen Finanzsystems ein und verpflichtet sich zur jährlichen Überprüfung der Einhaltung ihrer nachhaltigen Veranlagungsstandards.

    „cooperativ“: Wie funktioniert das nachhaltige Veranlagungskonzept der Volksbank Vorarlberg?

    Petra Stieger: Alle Produkte und Investments werden im Hintergrund stets nach wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Faktoren beurteilt. Das reicht von der Depotanalyse bis zur Vermögensverwaltung. Der große Vorteil für die Kunden: Es werden auch Analysen abseits des reinen Zahlenmaterials wie etwa Bilanzen durchgeführt. Wir sind Kooperationen mit Dienstleistern eingegangen, welche sich auf die Analyse von Nachhaltigkeitsfaktoren für Unternehmen und Fonds spezialisiert haben. So können wir derzeit über 5.500 Unternehmen aus Europa und den USA auf soziale und ökologische Faktoren detailliert untersuchen. Nur eine gezielte Auswahl jener Unternehmen, die unserer Nachhaltigkeitsverantwortung gerecht werden, findet letztlich Aufnahme in unsere Portfolios.

    Was bedeutet das konkret für die Anlagestrategie?

    Die Konsequenzen sind sehr weitreichend: Unternehmen aus Bereichen der Rüstungs- und Tabakindustrie haben keinen Platz. Auch Unternehmen mit schweren Menschenrechtsverstößen werden nicht berücksichtigt. Gleichzeitig erfolgen Investitionen in thematische Schwerpunkte wie erneuerbare Energien oder Wasser. Durch dieses Investitionsverhalten – Impact Investing – verfolgen die Anlagespezialisten der Volksbank Vorarlberg neben der Renditeerzielung auch die Verbesserung der wirtschaftlichen und ökologischen Gegebenheiten.

    Nachhaltigkeit heften sich heutzutage viele auf die Fahnen. Was unterscheidet Sie von anderen?

    Unser achtsamer Investmentansatz im Private Banking ist über sämtliche Produkt- und Anlagebereiche hinweg implementiert. Das macht uns nicht nur in Österreich, sondern auch international im Bereich des Private Banking einzigartig, wie zuletzt etwa das „Handelsblatt“ bestätigte.

    Geht Nachhaltigkeit nicht auf Kosten der Rendite?

    Das ist ein Vorurteil, mit dem unsere Berater öfter konfrontiert werden. Ich kann das klar widerlegen: Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass die Berücksichtigung von nachhaltigen Faktoren bei der Auswahl von Aktien oder Anleihen die Schwankungsbreite deutlich reduziert und die Erträge auf lange Sicht mindestens so hoch sind wie bei traditionellen Veranlagungen. Somit verzichten Anleger bei uns nicht auf Rendite – vielmehr werden extreme Kursschwankungen tendenziell verringert. Zudem übernehmen die Anleger dabei aktiv Verantwortung für die Zukunft unserer Umwelt sowie die Gesellschaft. Wenn wir als Konsumenten schon beim täglichen Einkauf auf regionale und gesunde Produkte achten, sollten wir dies konsequenterweise auch bei der Geldanlage tun.

    Nachhaltigkeit liegt also voll im Trend?

    Ja, sie wird im heutigen Marktumfeld immer wichtiger. Das beweist auch ein Blick auf die Entwicklung der Marktwerte amerikanischer Top-Unternehmen. Während vor rund 40 Jahren noch die Finanz- und Vermögenswerte ausschlaggebend waren, sind es heute fast ausschließlich immaterielle Werte wie Patente oder Markenrechte. Daneben spielt die Analyse von verschiedenen sozialen und ökologischen Faktoren besonders bei der Risikoidentifikation eine immer wichtigere Rolle: Regulatorische Richtlinien und Gesetze und die Berücksichtigung von sozialen Interessen drängen auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise - etwa Reduktion von Treibhausgasemissionen, Verbot von Atomkraftwerken in Deutschland, Erhöhung des Mindestlohns in den USA. Unser Portfoliomanagement ist bereits frühzeitig in der Lage, mögliche Risikofelder zu identifizieren und Unternehmen dahingehend zu beurteilen.

    Welche messbaren Ziele verfolgen Sie mit dem neuen Konzept im Private Banking?

    Neben einer verbesserten Risikokontrolle in den Depots unserer Kunden wollen wir auch neue Kundenschichten ansprechen. Speziell für Stiftungen, öffentliche Rechtsträger, Verbände und Unternehmen spielen nachhaltige Faktoren bei der Geldanlage sowie die Vermeidung von Reputationsrisiken eine große Rolle.