BÄKO-Frühjahrsmesse

Knackige Ideen und frische Trends

  • Mit über 1.200 Mitgliedsbetrieben und 96 Millionen Euro Jahresumsatz ist die Bäcker- und Konditorengenossenschaft BÄKO ein Paradebeispiel dafür, was gewerbliche Kooperation leisten kann. Davon konnte sich „cooperativ“ selbst überzeugen - auf der hauseigenen Frühjahrsmesse, dem Highlight des Jahres für Bäcker und Konditoren.

    Der verlockende Duft von frisch gebackenen Semmerl und Kipferl liegt in der Luft, einfache Bäckerlehrlinge diskutieren angeregt mit gesetzten Geschäftsleitern: Die BÄKO-Zentrale in Linz-Pichling wurde für die traditionelle Frühjahrsmesse am 24. und 25. April in ein riesiges Ausstellungsgelände verwandelt. Rund 70 Anbieter präsentierten auf 2.000 Quadratmetern, verteilt auf drei Ebenen, ihr vielfältiges Sortiment und die neuesten Ideen am Markt.

    Und davon gibt es jede Menge: Es geht um kreative Konzepte für die gesunde Jause, um modernes Tortendesign mit der färbigen Massa Ticino, um das Comeback der Brezen, dem traditionellen Emblem der Meisterbäcker. Aber auch die Europameisterschaft in Frankreich lässt grüßen – der Fußball-Burger Marke „Austria“ ist einer der Stars auf der Frühjahrsmesse. Selbstredend dürfen all die Leckereien auch verkostet werden.

    Während auf dem Messegelände die führenden Hersteller und Lieferanten der Backbranche mit Bäckern und Konditoren aus Österreich und Südtirol fachsimpeln, herrscht in der 12.500 Quadratmeter großen Lagerhalle nebenan „business as usual“. 11.000 Artikel sind hier ständig verfügbar. Fast rund um die Uhr werden Waren und Rohstoffe angeliefert und auf die anderen BÄKO-Standorte in Wien, Graz, Salzburg und Mils bei Innsbruck verteilt. Hier schlägt das Herz der Logistikgenossenschaft BÄKO. Schließlich wollen die über 1.200 Mitgliedsbetriebe - die BÄKO-Mitarbeiter sprechen ehrfurchtsvoll von ihren Miteigentümern oder Chefs - kompetent und pünktlich beliefert werden.

    Doch die BÄKO ist längst weit mehr als ein Logistiker. Man will die Mitglieder am Markt stärken, sie fit halten im rauen Wettbewerb. Deshalb werden etwa Lösungen für die Gestaltung der eigenen Homepage und für Bildschirmwerbung im Laden geboten. Und mit dem „BackBüro“ steht eine umfangreiche Spezialsoftware zur Verfügung, die von der Warenbestellung bis hin zur Rezepturverwaltung alles abdeckt. „Nur backen und verkaufen müssen wir noch selbst“, stellte ein Messebesucher treffend fest.

    Geschäftsführer Franz Reischl im Interview

    „cooperativ“: Ihr Wahlspruch lautet "Die BÄKO - Ihr zweites Unternehmen". Wie darf man das verstehen?

    Franz Reischl: Ganz einfach - jedes unserer Mitglieder hat einerseits ein eigenes Unternehmen, andererseits ist es Miteigentümer der BÄKO. Die ist somit sein zweites Unternehmen. Daher sage bei Veranstaltungen in unseren Räumlichkeiten auch immer: „Willkommen in Ihrem Haus!“

    Das klingt, als ob Sie den Genossenschaftsgedanken sehr wichtig nehmen würden.

    Absolut! Ich bin von der Rechtsform der Genossenschaft voll und ganz überzeugt. Wir hinterfragen zwar regelmäßig ganz kritisch: Passt die Rechtsform für uns noch? Aber die Antwort war immer noch eindeutiges Ja. Und ich bin überzeugt: Die Genossenschaft ist auch für andere Verbundgruppen im Handwerk perfekt geeignet. Ich würde mir nur wünschen, dass man diese faszinierende Idee in eine moderne Sprache mit neuen Bildern übersetzt.

    Warum funktioniert das Erfolgsmodell BÄKO dann nicht auch in allen anderen Branchen?

    Es geht immer um die handelnden Personen. Man braucht in Vorstand und Aufsichtsrat die besten Köpfe und eine breite Vertretung. Alle Regionen des Einzugsgebiets und alle Betriebsgrößen müssen sich ausgewogen wiederfinden. Und dann muss man auch ständig in die Zukunft blicken, sich an die Veränderungen des Marktes anpassen. Es braucht auch große Mitglieder, mit denen man als Genossenschaft mitwachsen kann. Ganz ehrlich: Ohne Fusionen würde es heute vier der fünf BÄKO-Genossenschaften in Österreich nicht mehr geben.

    Kritiker sagen, die BÄKO sei schon zu groß und habe eine Monopolstellung. Fast alle Bäcker des Landes sind mit dabei.

    Von einer Monopolstellung sind wir noch weit entfernt. Und es ist nun einmal unser Kernauftrag, Leistungen für die Mitglieder zu bündeln und dadurch Vorteile für alle zu lukrieren. Das geht nur, wenn wir stark sind. Und wir werden wir ja auch von unseren Mitgliedern streng kontrolliert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis steht täglich auf dem Prüfstand. Unserem Förderauftrag entsprechend bieten wir alles an, was dem Bäcker nützt – nicht nur Logistik, sondern auch Software-Lösungen oder Schulungen.

    Aber Ihre Kernkompetenz bleibt die Logistik?

    Auf jeden Fall! Logistikleistungen auf höchstem Niveau anzubieten, ist unsere Kernaufgabe. Die Mitglieder müssen sich einfach darauf verlassen können, dass wir sie pünktlich beliefern, auch bei zwei Metern Schnee und minus 20 Grad.

    Ihre Mitglieder stehen in Konkurrenz mit Supermarktketten wie Spar oder Rewe, die ebenfalls mit frischer Backware werben. Wie geht die BÄKO damit um?

    Tatsächlich haben es Bäcker immer schwerer: Anfang der 80er Jahre wurden noch 65 Prozent des Backwarenbedarfs in der Bäckerei gekauft, jetzt sind es nur noch 20 Prozent. Der Lebensmittelhandel deckt immer mehr ab, er wirbt auch aggressiv mit eigenen Backstationen. Dort wird dann zwar oft nur Tiefgekühltes aufgebacken, aber der Duft nach frisch Gebackenem ist trotzdem da. Immerhin: Auch diese Supermarktketten sind letztlich Kunden bei unseren großen Mitgliedsbetrieben. Und zudem kann man gegensteuern: Immer mehr Bäcker setzen etwa auf Gastronomie, das Frühstück wird zur Kernkompetenz. Wir haben Betriebe, bei denen man für den Brunch am Samstag schon wochenlang vorher reservieren muss. Bäckerei präsentiert sich auch verstärkt als Handwerkskunst und somit als emotionales Erlebnis.

    Sie haben zuletzt auch in Südtirol erfolgreich Fuß gefasst. Gibt es noch weitere Expansionspläne?

    Derzeit treten wir etwas auf die Bremse. Österreich und das benachbarte Südtirol sind jetzt gut abgedeckt. In Deutschland sind die BÄKO-Schwestergenossenschaften aktiv. Man muss sich schon sehr genau überlegen, wo man noch hin will. Die Nähe zu den Kunden darf nicht verlorengehen. In manchen Ländern - etwa in Tschechien - wäre es besser, wenn vor Ort eine eigene Genossenschaft gegründet würde. Der Schritt Richtung Südtirol war hingegen ein logischer: Dort ist das Konsumverhalten unserem sehr ähnlich.