Verbandstag

Verbandsanwalt Pomper: "Die Genossenschaft ist ein Geschäftsmodell mit Zukunft"

  • Zu einem flammenden Appell für die Genossenschaft hat Verbandsanwalt Christian Pomper seine diesjährige Verbandstags-Rede genutzt. Der neue Revisionsvorstand Walter Reiffenstuhl berichtete über die Herausforderungen bei der Prüfung.

    „107 Prüfungen von Banken und deren Beteiligungsgenossenschaften sowie von Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften, 5.457 Prüfungstage im Außen- und im Innendienst, 14.200 Stunden allein an rechtlicher und steuerlicher Beratung, 130 Veranstaltungen“, zitierte Pomper auszugweise aus dem Jahresbericht 2015 des ÖGV. Auch die Leistungen der Mitglieder hob der Verbandsanwalt hervor: „Unsere Volksbanken sind mit dem neuen Verbund erfolgreich in die Zukunft gestartet und haben dafür auch von Expertenseite viel Lob erhalten. Und die Warengenossenschaften haben trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds mit Umsatzzuwächsen von fast vier Prozent geglänzt.“

    Eine Leistungsbilanz, die sich sehen lassen könne, auf der man sich aber nicht ausruhen solle, so Pomper, um sogleich in Richtung Zukunft zu schauen: „Wer sich nicht bewegt, der fällt zurück.“ Mit Blick auf die Neuausrichtung des ÖGV brach er die Lanze für einen starken Verband als Kompetenz-Center für Genossenschaften. Zwar gelte es, effizient zu agieren, gleichzeitig brauche man aber eine gewisse Größe und Ausstattung, um alle Aufgaben im Interesse der Mitglieder voll wahrnehmen zu können.

    „Es geht bei der Genossenschaft nicht nur um Tradition und Werte, die Genossenschaft ist auch ein Geschäftsmodell, das Zukunft hat - sowohl im Bereich Ware als auch im Volksbanken-Verbund“, appellierte er an die Mitgliederversammlung und erinnerte in diesem Zusammenhang an jene fast 700.000 Kunden, die als Genossenschafter direkt oder indirekt die Eigentümer der Volksbanken sind.

    Kundennähe und Regionalität als Assets für Banken

    Dadurch bleibe die genossenschaftliche Identität des Verbundes erhalten. Pomper: „In Zeiten des Misstrauens gegenüber Banken ist das ein gewichtiges Asset. Denn die Marke Genossenschaftsbank steht noch immer glaubwürdig für Regionalität und Kundennähe, für Beratungskompetenz und für ein überschaubares Geschäftsmodell ohne Spekulation. Der Kunde steht im Mittelpunkt, nicht der Aktionär.“

    Um das zu erhalten, brauche es ein lebendiges Genossenschaftswesen und letztlich auch neue Mitglieder. Pomper malte auch gleich die Alternative an die Wand: „Wollen wir stattdessen ausländische Aktionäre als Eigentümer, die nur an der Dividende interessiert sind, aber nicht am Kunden und schon gar nicht an der Region? Aus dem Generaldirektor würde dann schnell ein Filialdirektor, Entscheidungen würden in New York und Frankfurt fallen statt in Klagenfurt, St. Pölten und Salzburg.“ Ein Szenario, das es zu verhindern gelte, so Pomper. Gleichzeitig rief er dazu auf, die Beziehung zu den Genossenschaftern als Kundenbindungsprogramm zu verstehen und zu nutzen.

    Viel Gründungspotential im Bereich Ware

    Neue Chancen sieht der Verbandsanwalt auch für den Bereich Ware und Dienstleistung. „Es gibt die Cooperative Revolution, es gibt viel Gründungspotenzial. Vieles, was heute neu und modern ist, haben eigentlich wir erfunden: Wer Crowdfunding sagt, meint damit eigentlich Genossenschaft.“ Im Vorjahr habe man drei neue Genossenschaften aufnehmen können. Eine gute Nachricht für alle, so Pomper: Je mehr Mitglieder man habe, desto bessere und effizientere Leistungen könne man anbieten, desto mehr Synergien heben. Seine Rede schloss er mit den Worten: „Es lebe die Kooperation, es lebe die Genossenschaft!“

    Große Herausforderungen bei Revision

    Der neue Revisionsvorstand Walter Reiffenstuhl, der auf Krücken kam (Knieverletzung), aber ansonsten gewohnt fit war, hielt seine Rede beim Gruppentag der Volksbanken. Der KPMG-Partner, Badener aus Überzeugung und Vater von drei erwachsenen Kindern nutzte zunächst die Gelegenheit, sich dem breiten Publikum vorzustellen, um dann auf die Herausforderungen im Bereich der Prüfung einzugehen.

    Er erinnerte an das kürzlich beschlossene Abschlussprüfungsrechtsänderungsgesetz sowie an das Abschlussprüfungsaufsichtsgesetz, welche es umzusetzen gelte. Die Banken bat er mit Blick auf diese regulatorischen Änderungen, aber auch auf die angespannte Personalsituation im Verband um Verständnis: „Wir werden nicht alle gleich im Februar prüfen können.“ Er könne aber versprechen, dass er sein gesamtes Know-how einbringe, um die Herausforderungen zu meistern.